Durch Schatten zum Licht — Die Urqualität des 8. Zeichens

Übung — Das 8. Haus

Die Abbildung auf dieser Seite stellt das 8. Haus dar. Als begriffliche Bedeutung des 8. Hauses wurde das Wort Hingabe gewählt. Angenommen, Ihr 8. Haus ist Löwe, dann trifft die Hingabe auf Löwe-Energie. Mit 8. Haus Löwe müssen Sie die Begriffe Hingabe und Selbstgewissheit miteinander verbinden. Es ist auch wieder möglich, dass Ihr 8. Haus nicht nur ein Tierkreiszeichen, sondern mehrere enthält. Trotzdem nehmen Sie bitte nur das Zeichen, das genau vom 8. Haus angeschnitten wird. Es ist dabei gleichgültig, ob dies am Anfang, in der Mitte oder am Ende eines Tierkreiszeichens geschieht.

In der ersten Abbildung stehen jetzt noch einige Worte, die den Zusammenhang zwischen Hingabe und Selbstgewissheit ausdrücken.

Die zweite Abbildung ist für Ihr ganz persönliches 8. Haus gedacht. Tragen Sie zunächst das Zeichen ein und entnehmen Sie dann der Tabelle VIII den dazugehörigen Begriff. Sie haben jetzt Ihr 8. Haus in ein Begriffspaar übersetzt, das aus dem Wort Hingabe und dem besonderen Wort Ihres 8. Hauses besteht.

Versuchen Sie jetzt, dieses Begriffspaar auch noch durch andere Worte zu ergänzen, so wie es in der ersten Abbildung geschehen ist.

Hingabe ist oft stärker als jede Einsicht und sogar stärker als Leid. Wie ein unersättliches Tier fordert der Skorpion die Substanz des Menschen, zieht ihn durch magische Kräfte bis in den Tod. Besonders in der Liebe: Was im 7. Haus mit einem empathischen Glücksgefühl begonnen hat, wird durch die Kräfte des 8. zum Martyrium.

Liebeskummer, Eifersucht, Trennungsschmerz treiben uns Menschen mehr als alles andere bis an die Grenze des Erträglichen; nirgends trifft uns der skorpionische Stachel so tief. Auf der Ebene des 7. Zeichens findet der Mensch einen herrlichen Kompromiss zwischen Ich und Du. Er ist bereit zu einem Tausch, gibt seinen Teil ebenso wie der andere, und so wiegen sich Geben und Nehmen auf. Aber der Skorpion will viel mehr: Er will die vollständige Hingabe. Im Sinnbild der Waage ruht er nicht eher, als eine Waagschale vollständig über der anderen thront. Es gibt Frauen oder Männer, die von ihren Partnern grenzenlos enttäuscht werden und dennoch zu ihnen stehen. Der Sog der Hingabe ist stärker. Aber im Leid und in der allmählichen Lösung erfolgt eine Verwandlung. Irgendwann hat die Seele genug gelitten und löst sich in einem Gefühl der Leichtigkeit.

Therapeuten, die die Dynamik des Skorpions nicht kennen, ermuntern Klienten, die unter ihrer Beziehung leiden, auszubrechen, und erreichen genau das Gegenteil: Die Qual wird verlängert. Denn ein Teil der Seele muss wirklich erst sterben, bevor er loslassen kann. Widerstand nähren aber gerade wieder das Ich und verlängern den Kampf. Ich bestärke solche Menschen, lasse sie wissen, dass ich sie verstehe und dass ihr Leid einen Zweck erfüllt. Und es ist wichtig, das Ziel, die Erlösung, behutsam vor Augen zu führen. Es ist wie bei einem Wasserstrudel: Wer ihn bekämpft, kommt nicht frei. Nur wer loslässt, bereit ist, sich zu ergeben, taucht von selbst wieder auf.

Auf der Ebene des 8. Zeichens erfährt der Mensch eine Transformation, er wird erhöht, muss aber zuvor Angst und

Schmerz durchleben. Die Astrologie greift zu verschiedenen Bildern, um diesen Prozess sinnhaft zu erfassen. Eines davon ist die Verwandlung vom Skorpion zum Adler, ein anderes ist der Phönix, der aus der Asche steigt oder die Metamorphose von der Larve zum Schmetterling. Auch das endlose Liebesspiel von Schlange und Skorpion erinnert an Qual und Erlösung: Erst wenn der männliche und weibliche Pol vollständig erschöpft - sinnhaft gestorben sind - erfolgt die erlösende Befruchtung.

Von manchen Astrologen wird besonders der Machtgewinn betont, den das 8. Zeichen dem Menschen verleihen kann. Das mag der Erfahrung entsprechen; denn viele Menschen bleiben in der Tat dabei stehen, dass sie sich vollständig einer Idee unterordnen, ihr mit Leib und Leben folgen und dadurch fast unangreifbar werden. Sie vertreten eine Partei, eine Gruppe, eine Ideologie, ein bestimmtes Prinzip und gewinnen dadurch eine eiserne Rüstung. Aber dann ist das 8. Haus >Endstation<. Ich finde es treffender, von einem Energie-Gewinn zu sprechen. Im 8. Haus werden durch Hingabe und Schmerz so große Energien freigesetzt, dass eine Verschmelzung und dadurch ein Transformation möglich wird. Biologisch ist es die Verschmelzung von männlicher und weiblicher Eizelle. Psychologisch erhebt sich die wissende und befreiende Kraft des Geistes. Die Kräfte des 8. Zeichens wirken wie ein Feuer, das verzehrt und zugleich reinigt und läutert. Dann findet der Mensch nicht Macht, sondern wird dankbar, er transformiert sich symbolisch zum Adler, der die Schwerkraft überwunden hat, und wiederholt nicht als menschlicher Sisyphos die ewig gleiche Lektion.

Während das 2. Haus den persönlichen Reichtum umfasst, findet man im 8. Haus, das dem 2. Haus genau gegenüberliegt, durch Läuterung und Reinigung seine Substanz . Ich nenne daher die Verbindung 2. Haus - 8. Haus auch Substanz-Achse. In Tabelle VIII Α sind die 12 Polaritäten dieser Achse zusammengefasst:

Tabelle VIII А - Die Substanz-Achse

Die körperlichen Entsprechungen des 8. Zeichens

Dem 8. Zeichen sind die Sexualorgane zugeordnet. Sie verschaffen dem Menschen Lust, und in ihnen entstehen die Keimzellen, die wiederum Voraussetzung für neues Leben sind. In der Chakra-Lehre Indiens befindet sich dort das erste Chakra (manchmal auch das erste und zweite Chakra, wobei man den männlichen Sexualorganen das erste Chakra, und den weiblichen das zweite zuordnet). Im Land der aufgehenden Sonne betrachtet man das erste Chakra wie ein Gefäß, das die Grundgefühle eines Menschen trägt. Störungen in diesem Bereich wie Sexualstörung, Nieren- und Blasenleiden, Verstopfung, Ischias oder Prostata-Leiden haben auf die gesamte Grundbefindlichkeit des Menschen eine Auswirkung. Viele Methoden und Techniken der asiatischen Meditation und Medizin zielen darauf ab, dieses Chakra zu stärken.

Übung — Das l.Chakra

Dies ist eine Übung, die Ihr 1. Chakra stärken kann. Sie entstammt dem Yoga:

Sitzen Sie auf dem Boden, die Beine vor sich ausgestreckt. Dann lehnen Sie sich mit dem Oberkörper etwas weiter zurück und stützen sich dabei immer noch mit den Händen am Boden ab. Heben Sie jetzt das Gesäß, atmen Sie einmal tief ein und aus, und lassen Sie dann Ihr Gesäß wieder sanft herabfallen, bis es fest auf dem Boden aufliegt.

Wiederholen Sie diese Bewegung dreizehnmal. (Siehe Abbildung)

Die Qualität der Zeit

In der Zeit des Skorpions erlebt jeder Mensch die Anlage seines 8. Hauses besonders intensiv. Die Qualität der Zeit besitzt sozusagen einen Code, der die typischen und individuellen Energiemuster des 8. Hauses zum Leben erweckt. Der November ist daher ein wichtiger Monat, um tiefer mit seinen skorpionischen Anteilen vertraut zu werden und seiner individuellen Angst vor dem Loslassen zu begegnen.

Lebensgeschichtlich durchläuft der Mensch zwischen dem achtundzwanzigsten und fünfunddreißigsten Lebensjahr sein 8. Haus. Daher ist dies eine Zeit, in der man sich verstärkt mit Dingen, die über das unmittelbare Leben hinausgehen, beschäftigt. Viele Menschen beginnen in dieser Zeit ein Interesse für Esoterik, Magie und psychologische Grenzfragen zu entwickeln. Auch leidvolle Erfahrungen gehören zu dieser Zeit; man soll lernen, loszulassen.

Für jeden Menschen gibt es außerdem Perioden, in denen er sich besonders stark mit den Themen seines 8. Hauses auseinandersetzen muß. Dies ist der Fall, wenn wichtige Transit-Planeten, z. B. Mars, Jupiter oder Saturn das 8. Haus durchlaufen oder wenn Pluto, der Planet, der die Energien des 8. Zeichens vertritt, in die Nähe der Sonne oder des Aszendenten kommt. Der Zeitpunkt ist vom individuellen Horoskop abhängig.

Zusammenfassung

Im 8. Zeichen begegnet der Mensch seiner eigenen Vergänglichkeit und der damit verbundenen Angst. Er sucht nach Möglichkeiten, sie zu bannen oder zu verdrängen, muß aber letztlich erfahren, dass er dadurch selbst an Lebenskraft einbüßt. Nur, wenn er loslässt, der Angst begegnet, wird er von ihr erlöst. Als Begriff des 8. Zeichens wurde das Wort Hingabe gewählt.

Assoziationen: Skorpion - Eber - Schlange - das 8. Haus - Leid - Besessenheit - Todesangst - Sexualität - Zeugungskraft - Macht - Hingabe.

Und wer in der Skorpionzeit geboren ist

Menschen, die zwischen dem 24. Oktober und 24. November Geburtstag feiern, sind in ganz besonderer Weise mit dem Vorgang von Zeugung, Tod und Transformation vertraut. In ihrem Wesen verwischt sich die Grenze zwischen Lust und Angst. Unbewusst suchen sie Grenzerfahrungen, um ihre Angst und deren Überwindung zu erleben. Das macht sie manchmal zu Helden, die dort beginnen, wo andere längst klein beigegeben haben. Manchmal werden sie auch zu Märtyrern, die das Leid anderer übernehmen. Ihre karmische Aufgabe ist es, dem Leben Tiefe zu geben. Sie sorgen dafür, dass die Menschheit nicht an der Oberfläche stehen bleibt.

Wie der Eber der chinesischen Astrologie sind sie lustbetont und suchen auch in der Sexualität eine grenzenlose Hingabe. Wie die Schlange der indianischen Astrologie sind sie äußerst geheimnisvoll und müssen sich durch einen qualvollen Prozess immer wieder häuten, um weiter zu wachsen. Der tödliche Stachel des Skorpions ist für sie eine ständige Ermahnung und Erinnerung, dass der Mensch ohne Tod, ohne Tiefe keine Größe und Einmaligkeit finden kann.